AUSSTELLUNGSARCHIV

       

Katharina Ricken

Gott und die Welt

20.05.-14.07.2007

 

 

EINFÜHRUNG VON DR. ROSMARIE KÜHNE:

 

„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer. Finsternis lag über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ So berichtet die Genesis über die Anfänge der Welt.

Gott, der erste, umfassende, unabhängige Künstler, keinem Stil verpflichtet, keinem Kritiker ausgeliefert, absolut effizient. In sechs Tagen ist sein Gesamtkunstwerk vollendet, denn am siebten Tage ruhte er sich bekanntlich schon aus.

„Gott und die Welt“, sagen wir, wenn wir alles oder alle meinen. Wer war denn bei der ersten Ausstellungseröffnung? Gott und die Welt!  An diesen Sinn aber habe ich nicht gedacht, als ich dieses Thema wählte. Ich ließ mich von den Bildern inspirieren: hier der Schöpfergott, seine Schöpfung, dort der schöpferische Mensch, seine Werke - Kunstwerke

Und die Welt des Banalen, „Die rote Tonne“.

 

Ein Gott, dessen Sprache seine Werke sind, dessen Liebe zu den Menschen in Christus menschliche Gestalt angenommen hat und im Kreuzestod („Hinrichtung“) seine Vollendung findet.

Die Welt mit ihren Menschen, eine Maria, die ja sagt zu ihrer

Berufung, eine Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht. Ein

Killer. David, der mit einem Schleuderstein Goliath tötet; auch

er ein Killer?

Die Menschen, die nach dem Glück jagen, nach politischem Einfluß („Ein Grüner“), sich nach Sonne, Freiheit („Der Gefangenen Verlangen“) und Schönheit sehnen. („Dichterlesung“)

 

Was hat das mit uns, der Kunst, der Ausstellung zu tun, jenseits der Tatsache dass die Titel der Bilder davon Zeugnis geben?

Kunst gehört zum geistigen Leben. Der schöpferische Mensch wendet sich nach innen, seinem Unbewussten zu. Er kann nichts anders als so zu gestalten, wie er es tut. Für ihn gibt es nur dieses Bild, so und nicht anders.

Für den Betrachter rührt das Bild an sein Unbewusstes, an seine Seele, seinen Geist. Die Bilder für sich allein sind leblos. Erst ihre Betrachtung erweckt sie zum Leben, verleiht ihnen Faszination, Geheimnis und Kraft.

Picasso hat es so ausgedrückt:

„Man müsste sagen können, dass ein bestimmtes Bild so ist, wie es ist, mit seinem Gehalt an Kraft, weil es von Gott berührt ist. Aber die Leute nähmen es krumm. Und doch kommt es der Wahrheit am nächsten.“

Ich schließe mich dem an, wenn die Kunst vom Prinzip der Beliebigkeit zum Prinzip der „inneren Notwendigkeit“, wie Kandinsky es nennt, findet.

Damit ist gemeint, dass, neben dem Element der Persönlichkeit  und des Stiles, der Künstler als Diener der Kunst  das „Rein- und Ewig-Künstlerische notwendig zum Ausdruck bringen muß. Und das rührt an das Göttliche.

 

„Menschen, die Bilder erklären wollen, bellen für gewöhnlich den falschen Baum an“, sagt Picasso. „Über Bilder lässt sich nichts sagen, man liebt sie oder verabscheut sie, aber mit Worten lassen sie sich nicht erklären.“

So ist ein Bild, wie der lebendige Mensch auf ein Du, auf ein Gegenüber angewiesen, das im Dialog mit dem Bild nicht zu einer Deutung oder Erklärung findet, sondern zu einem Erlebnis.

Ich wünsche Euch und Ihnen ein bereicherndes Erleben  in der Begegnung mit Gott und der Welt, hier in der Ausstellung und draußen in der Welt.

 

Dr. R. Kühne zum 20. Mai 2007